5 Gründe, warum du deinem Team remote nicht vertraust

24.01.2021

Mein Team und mich trennen gut 9000 km und 6 Stunden Zeitverschiebung. Dennoch habe ich keinerlei Befürchtung, dass mein Team den ganzen Tag rumpimmelt und mir nur vorgaukelt, zu arbeiten.

Ich habe mir Gedanken darum gemacht, was mein Team und mich von alteingesessenen Büroliebhabern unterscheidet. Dabei sind mir fünf Gründe eingefallen, weswegen die „das-kann-man-nur-persönlich-besprechen“-Fraktion ein Problem damit hat, seine Mitarbeiter nicht den ganzen Tag im Büro unter seinen Fittichen zu haben. Wenn man die folgenden fünf Punkte aus dem Weg räumt, fällt das Vertrauen vielleicht gar nicht mehr so schwer!

1. Es gibt keine Ziele

Wo keine Ziele sind, gibt es auch keine Ergebnisse. Wenn man seinem Mitarbeiter eine sinnvolle und Mehrwert stiftende Aufgabe überträgt, dessen Ergebnisse wichtig sind, werden diese Ergebnisse später kontrolliert. Dafür helfen Zielsysteme wie beispielsweise OKRs oder schon einfache Deadlines, bis wann die Aufgabe erledigt werden muss. Als Vorgesetzter sollte man diese Ergebnisse natürlich kontrollieren - auch wenn dieses Wort so negativ behaftet ist, ist es trotzdem wichtig. Man selbst möchte ja auch an nichts arbeiten, was hinterher kein Schwein interessiert. Ich bin überzeugt davon, dass ein Mitarbeiter nicht 8 Stunden am Tag auf Youtube oder Zalando verbringt, wenn er weiß, dass von ihm qualitativ hochwertige Ergebnisse für eine wichtige Mission verlangt werden. Seine Mitarbeiter im Büro sitzen zu haben, ist ein weitaus schlechteres Kontrollinstrument, als sich Ergebnisse zeigen zu lassen.

2. Zu geringe Auslastung

Natürlich gibt man ungerne zu, dass sein halbes Team eigentlich nichts zu tun hat. Auch als Mitarbeiter ist es nicht das schönste Gefühl, überflüssig zu sein. Jedoch muss man als Führungskraft nur Angst haben, dass jemand nicht arbeitet, wenn man weiß, dass der Mitarbeiter auch nicht wirklich was zu tun hat. Ein Team, das Deadlines hat, Ziele erfüllen und Ergebnisse liefern muss, kommt gar nicht erst auf die Idee seinen halben Arbeitstag gegen Online Shopping und Urlaubsplanung einzutauschen. Wenn das Team seine Arbeit problemlos in 4h am Tag erledigen kann, würde ich nach sinnvollen zusätzlichen Aufgaben schauen, Verträge anpassen oder in der letzten Instanz das Team verkleinern.

3. Arbeitszeit wird mit Leistung gleichgesetzt

Ich bin große Verfechterin des New Work-Ansatzes und kein großer Fan von festgeschriebenen 40-Stundenwochen-Verträgen. Nur weil ein Mitarbeiter 8 Stunden am Tag im Büro am Computer sitzt, heißt es noch lange nicht, dass die Zeit auch produktiv genutzt und Leistung erbracht wird. Ich spreche da aus Erfahrung - auch im Büro habe ich hier und da mal nach Urlaubszielen geschaut, oder mit Kollegen gequatscht, obwohl mein Chef im Büro nebenan saß. Falls du also Angst hast, dass dein Mitarbeiter zu Hause nicht seine volle Arbeitszeit effektiv nutzt: Du kannst dich ebenfalls von der Illusion verabschieden, dass der Mitarbeiter das im Büro getan hat! Was im Büro die Kaffeemaschine und das Nachbarbüro sind, ist zu Hause eben die Wäsche oder das Kind im remote-Unterricht. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Ablenkung im Home Office positiv zur Work-Life-Balance beiträgt.

4. Man projeziert seine eigene Erwartungshaltung

Gehört man selbst zu denjenigen, die sofort alles stehen und liegen lassen, was mit Arbeit zu tun hat, sobald der Chef nicht über die Schulter schaut? Dann fällt es natürlich auch schwer, Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern aufzubringen, da man prinzipiell seine eigene Haltung auf andere projiziert. Doch wenn man gute Leute eingestellt hat und die Mitarbeiter beispielsweise durch Punkt 1 schon bewiesen haben, dass sie einen guten Job machen, kann man seinen Mitarbeitern gerne etwas mehr Vertrauen schenken als einem selbst.

5. Man hat unmotivierte Mitarbeiter

Wenn das Team aus Lufttüten besteht, die überhaupt kein Interesse am Job haben und denen man nicht zutraut, dass sie sich auch nur ansatzweise für den Erfolg des Teams oder des Unternehmens interessieren, fällt es verständlicherweise schwer, Vertrauen aufzubauen. Es ist jedoch die Frage, ob diese Mitarbeiter im Büro produktiver wären - das bezweifle ich stark. Es ist unerlässlich ein intrinsisch motiviertes Team zu haben, das die Arbeit nicht nur als Übel wahrnimmt, sondern persönliche Weiterentwicklung und Herausforderung in seiner Arbeit sieht. Wenn man sichergehen kann, dass die Mitarbeiter ein persönliches Interesse an der Arbeit haben und nicht nur aufgrund des kostenlosen Kaffees Leistung erzielen, kann man auch davon ausgehen, dass sie nicht sofort den Laptop zuklappen, sobald man mal eine Sekunde nicht hinschaut.

„Aber persönlich ist doch nochmal was anderes“ - in einigen Fällen ja, im Arbeitsalltag eher nein. Zumindest nicht, wenn man es richtig macht. Ich will gar nicht absprechen, dass ein persönliches Zusammenkommen toll ist und Spaß macht. Für eine sinnvolle und produktive Arbeitsweise ist es aber nicht essenziell.


Vollzeit als CSO angestellt sein, ein eigenes kleines Business betreiben und um die Welt reisen - wie das geht, welche Herausforderungen es gibt und was ich erlebe, erzähle ich in diesem Blog!

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